Die Arbeitswelt ist derzeit im Umbruch begriffen. Die digitale Revolution hat unlängst begonnen und wird den Charakter von Arbeit und Berufsleben nicht nur verändern, sondern ein neues Bewusstsein schaffen. Die Digitalisierung klingt verheißungsvoll. Medial aufgeladen verspricht sie Unternehmen und ihren Mitarbeitern auf den ersten Blick nur Gutes. Flexibilität, Mobilität und bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Doch die angepriesenen Vorteile kommen im Schafspelz daher. Wie ein zweischneidiges Schwert bergen sie auch Schwächen mit sich. Falsch dosiert, können sie schnell zur Überlastung führen. Doch ein Vorteil verblüfft: Schiebt die Digitalisierung die Emanzipation voran.
Flexibilität und Mobilität
Mobil und flexibel: Klangvolle Adjektive, die den Eindruck erwecken, dass die Arbeitsrealität von heute entspannter ist als sonst. Doch der Eindruck hinkt. Homeoffice ist für viele Arbeitnehmer zum Beispiel keine Seltenheit mehr. Dank Notebook, Smartphone und mobilem E-Mail-Verkehr ist das Arbeiten mittlerweile von überall aus möglich. Das klassische 9to5-Modell hat ausgedient, denn Mitarbeiter haben immer häufiger die Möglichkeit Ihren Arbeitsalltag individuell und flexibel zu gestalten. Die Zeit, in der Menschen von morgens bis abends ihre Präsenzpflicht zu erfüllen haben, hat mittlerweile Seltenheitswert. Studien haben außerdem längst bewiesen, dass dieses Arbeitsmodell Mitarbeiter nicht in ihrer Faulheit bestärkt, sondern ihrer Produktivität den nötigen Schub versetzt.
Nicht wie lange hat jemand gearbeitet, sondern was kommt am Ende dabei heraus, ist für immer mehr Unternehmen die entscheidende Frage. Performance wird zum Gebot der Stunde und führt dazu, dass zusammen mit erhöhter Flexibilität die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Ist die Grenze einmal überschritten, wird es immer schwieriger sich der permanenten Erreichbarkeit zu entziehen. Arbeitnehmer geraten unter Dauerbelastung. Ihre Aufgabe ist es vor allem in Zukunft Lösungen zu finden, ihre persönliche Grenze zwischen Beruf und Privatem neu zu ziehen um sich langfristig vor den gesundheitlichen Folgen zu schützen.
Gender und Digitale Revolution: Vorteile für Frauen?
Frauen arbeiten heute häufiger als ihre männlichen Geschlechtsgenossen in Berufen, die es aufgrund des Digitalisierungsprozesses in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Insbesondere in verwaltungstechnischen und administrativen Berufen sind Frauen überdurchschnittlich vertreten. Die Gefahr, dass sich gerade in diesen Bereichen eine Entgrenzung über kurz oder lang abzeichnen wird, sind laut Deutschen Beamtenbundes (dbb) jetzt schon spürbar. Homeoffice und mehr Flexibilität birgt zwar den Vorteil, dass Frauen in Zukunft Beruf und Familie besser miteinander vereinen können, Erreichbarkeit dürfe allerdings nicht als permanente Verfügbarkeit missverstanden werden. Ziel des dbb ist, die Weichen in den kommenden fünf Jahren für eine gendergerechte Digitalisierung zu stellen.
Die Frage ob die Digitalisierung Fluch oder Segen für Frauen bedeute, hat sich auch der Deutsche Gewerkschaftsverband (DGB) gestellt. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt er den Frauen in Aussicht. Allerdings besteht die Gefahr der Überlastung durch Stress und Multitasking.
Neue Formen des Arbeitens – Co-Working
Es ist noch nicht lange her, da galt Homeoffice als extravagante Form der Arbeitsgestaltung. Kaum hat sich das Modell in unterschiedlichsten Unternehmenskulturen etabliert, schon zeichnet sich ein neuer Trend namens Coworking ab. Die Digitalisierung erleichtert den Weg in die Selbständigkeit. Freiberufler und Startups versuchen insbesondere in der Online-Branche Fuß zu fassen.
Doch gerade zum Start des eigenen Business fehlt das Kapital um sich eine eigene Bürolandschaft aufbauen zu können. Viele Neu-Gründer greifen daher auf sogenannte CoWorking-Spaces zurück. Mehrere Firmen sitzen zusammen auf mehreren Quadratmetern und teilen sich die Kosten für Miete und die Büroausstattung. Der Vorteil: Man kommt ins Gespräch, holt sich Tipps oder gewinnt auf bequemem Wege vielleicht einen Neu-Kunden für sein Geschäft.
Titelbild: © Shutterstock/tsyhun
