Die Arbeitswelt, wie wir sie kennen, ist im Wandel. Unternehmen sind gezwungen, sich neu zu orientieren, denn das traditionelle Arbeitsmodell hat für viele ausgedient. Arbeitnehmer wollen in der heutigen Zeit selbst entscheiden, wann und wo sie ihren Job erledigen und nicht unter ständiger Beobachtung des Vorgesetzten bei der Arbeit stehen. Während das Home Office bereits ein etabliertes Verfahren in der Arbeitswelt ist, schleicht sich immer mehr der Begriff “Remote Working” in die deutschen Büros. Doch was genau bedeutet es, „remotely“ zu arbeiten und wo liegt der Unterschied zum klassischen Home Office? Was sind die Vor- und Nachteile dieses Arbeitsmodells? Und kommen wir in Deutschland auch in den Genuss von Remote Working?
Was ist Remote Working?
Was nach einem Ausdruck aus dem Marketing klingt, um mehr qualifizierte Mitarbeiter anzulocken, bedeutet nichts weiter als „Fernarbeit“ – sowie analog die Fernbedienung im Englischen „remote control“ heißt. Und deshalb sind Szenarien, die nach einem Hollywood-Film klingen, ganz normal: In wenigen Minuten ruft das Management via Skype an und möchte über die Fortschritte der Website informiert werden. Die Arbeit erledigt der Webdesigner im Ferienhaus mit Blick auf die Promenade, während der Teamleiter direkt aus dem Düsseldorfer Headquarter anruft. Die Entfernung ist beim neuen Remote Work kein Problem. Und mit einem Videoanruf sind alle wichtigen Fragen über die Webseite und dem Blog geklärt. Und genau das ist es auch, was das Modell der Fernarbeit auszeichnet: Die sogenannten Remote Workers suchen sich ganz einfach das Arbeitsumfeld aus, welches zu ihrem Leben und ihren Jobs am besten passt. Die USA geht mit gutem Beispiel voran: Rund 2,6 % der Beschäftigten üben dort bereits in ihrem Jobs die Fernarbeit aus.
Abgrenzungen der Begriffe
Freelancer vs. Remote Worker
Hört sich für Sie an wie das Leben eines Freelancers? Fast – es gibt einen entscheidenden Unterschied: Steckt ein Freelancer mal in einer projektfreien Phase und nachfolgende Jobs bleiben aus, fehlt das Geld und die ersten Existenzängste kommen auf. Ganz anders beim Remote Working: Hier wird der Mitarbeiter mit festen Verträgen an das Unternehmen gebunden und profitiert von den Vorteilen eines Festvertrages und dem Lebensstil eines Freelancers. Eine sinnvolle Ergänzung zur Fernarbeit sind Coworking Spaces. Sie fungieren als Zusammenschluss von Produktivität, Community und Technologie. Da Freelancer, ganze Abteilungen oder sogar Unternehmen in einem Raum gleichzeitig an unterschiedlichen Jobs arbeiten, öffnen sich ganz neue Türen für Inspirationen, Kundengewinnung und Partnerschaften. Dank hervorragenden Netzwerkanbindungen bietet das Coworking die perfekte Grundlage, um remotely zu arbeiten. Für Unternehmen in der heutigen Zeit zählt primär das erzeugte Endergebnis. Wo der Job erledigt wird, ist dabei von zweitrangiger Bedeutung.
Home Office vs. Remote Working
Kann man also Remote Working mit Home Office vergleichen? Nicht ganz, denn wie der englische Ausdruck „Work from Home“ schon andeutet, wird hier ausschließlich in den eigenen vier Wänden gearbeitet, zumeist am Laptop und Telefon. Der größte Unterschied liegt darin, dass der Arbeitgeber im Home Office eine regelmäßige Pflichtpräsenz am Arbeitsplatz vor Ort erwartet. Oftmals ist „Work from Home“-Modell auf nur zwei Tage pro Woche beschränkt. Der Vorgesetzte sieht es nicht gerne, wenn die Mitarbeiter vollständig von Zuhause aus arbeiten. Das ist beim Remote Working anders. Hier hängen die Jobs zu 100 % von Internet & Telefon ab und können somit von überall aus erledigt werden, egal ob im Strandhaus, Lieblingscafé oder Coworking Space. Dem Arbeitgeber ist es egal, wo die Jobs erledigt werden, solange sie erledigt werden. Während im Home Office eine bestimmte Anwesenheitspflicht bei der Arbeit verlangt wird, stellen die Unternehmen bei der Fernarbeit den Mitarbeitern für ihre Jobs nicht einmal Schreibtische zur Verfügung. Das spart Ressourcen und Kosten. Aus unternehmerischer Sicht ein klarer Vorteil. Doch Vorsicht: Viele Unternehmen unterscheiden die beiden Begriffe häufig nicht richtig. Wenn Sie also auf der Suche nach einem neuen Job als Remote Worker sind, sollten Sie die Jobanzeige unbedingt gründlich lesen, bevor Sie zur Arbeit antreten.
Vorteile des Remote Working
Jetzt wo die wichtigsten Fakten geklärt sind, stellen Sie sich sicher die Frage, warum die Jobs mit Option auf das Remote Working so beliebt sind. Aus Arbeitnehmersicht fallen Ihnen da bestimmt einige Vorteile ein, doch auch Arbeitgeber können von diesem Modell profitieren.
Größere Produktivität
Remote Working beeinflusst die Produktivität der Mitarbeiter positiv, denn typische Störfaktoren aus dem Büro fallen hier komplett weg. Das Team lenkt sich nicht gegenseitig währen des Jobs ab und wird nicht durch regelmäßige Meetings aus der Arbeit gerissen. Studien und Befragungen belegen diese Vermutung. Remote Workers haben in ihrem Umfeld die totale Kontrolle über jegliche Störquellen und Lärmbelästigungen. Sie schränken diese Faktoren so ein, dass ihre Konzentration nicht gestört wird, sodass sie in Ruhe arbeiten können. Im Büro ist es nicht möglich, einen direkten Einfluss auf diese Faktoren zu nehmen und das wirkt sich negativ auf die Produktivität der Mitarbeiter in ihren Jobs aus.
Kostenersparnis
Nicht nur die Kosten für das Büro fallen weg, sondern auch die Zusatzleistungen, wie Parkplatz, Kantine, Nebenkosten, Telefon, Drucker und die damit verbundene Reparatur- und Instandhaltungskosten. Dies führt bei dem Unternehmen zu einer satten Kostenersparnis. Wenn ein Unternehmen also einen neuen Mitarbeiter einstellt, fallen nicht nur die Lohnkosten an, sondern viele kleine Beiträge, die sich in die Höhe stapeln. Also warum nicht gleich Remote Working Jobs schaffen und erheblich sparen? Auch der Arbeitnehmer geht nicht leer aus, denn Pendlerkosten zum Beispiel fallen bei diesem Modell vollständig weg.
Allerdings muss beachtet werden, dass viele dieser Kosten auf den Arbeitnehmer abgewälzt werden, wenn dieser in den eigenen vier Wänden und nicht in einem Coworking oder Business Center arbeitet. Fehlt der monetäre Ausgleich für diese Kosten, so verdient der Mitarbeiter deutlich weniger als seine Kollegen, die jeden Tag im Büro einchecken.
Engagiertere Mitarbeiter
Längst ist bekannt, dass Mitarbeiter ihre Motivation und Bereitschaft durch das Pendeln zum Arbeitsort verlieren. Und wer kann es ihnen verübeln? Der lange Arbeitsweg vor und nach den Jobs stresst und kostet Zeit und Nerven. Wer ohne Gleitzeit im Stau steht, sorgt sich auch noch um seinen Arbeitsplatz. Der Mitarbeiter kommt bereits demotiviert und unzufrieden zur Arbeit und kann sich beim Arbeiten nicht vollständig konzentrieren. Trotz des Ergebnisses steigt der Anteil der Pendler stetig an. Die Lösung: Remote Working Jobs. Neben der Stressreduktion fördert das Modell unsere Gesundheit, sowohl seelisch als auch körperlich. Die Umfrage von PGi belegt, dass 69 % der Remote Workers ihre Arbeiten nicht sinnlos vor sich herschieben, sondern sich engagiert und konzentriert ihren Arbeiten widmen, ohne das Gefühl von Stress und Druck zu verspüren. Die Mitarbeiter erledigen ihre Aufgaben motivierter, qualitativer und sorgfältiger als bei Jobs im traditionellen Arbeitsmodell.
Bessere Lebensqualität
Das Mittagstief setzt ein. Ein Powernap in den eigenen vier Wänden ist kein Problem. In der Pause mit dem Hund an die frische Luft und nebenbei mit Oma telefonieren. Noch etwas für das Abendessen einkaufen und danach an den Jobs weiterarbeiten. Der Zeitverlust lässt sich leicht managen und beliebig nacharbeiten. Und das Beste daran: alles mit entspannter und zufriedener Einstellung. Apropos Zeit: Weil Arbeitnehmer auf das Pendeln getrost verzichten können, sparen sie mehrere Stunden pro Woche im Auto oder in der Bahn – insgesamt also mehr Freizeit für Sie und Ihre Lieben. Hört sich an wie im Traum? Nicht für Remote Workers. Dieses neuartige Gefühl, bei den Jobs aus der Ferne zu arbeiten, wirkt sich positiv auf das Arbeitsverhalten aus und stellt somit Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen zufrieden.
Schattenseiten des Remote Working
Wie bei allen Arbeitsmodellen gibt es auch bei Jobs im Remote Working einige Nachteile. Wir zeigen Ihnen nicht nur die Sonnenseite dieses Modells, sondern auch die Kehrseite und was für Tücken sich hinter diesem scheinbar marklosen Modell verbergen.
Schwierigkeiten bei der Kommunikation
Dass sich die Remote Workers bei den Jobs nicht im Unternehmen befinden, erschwert die persönliche Kommunikation zwischen dem Team. Sie nehmen nicht persönlich an Meetings teil, bekommen keine wichtigen Informationen auf den Fluren des Büros und auch keine kurzfristigen Gespräche im Team mit. Klar bietet das Internet die perfekte Grundlage für Videoanrufe, damit sie an wichtigen Meetings teilnehmen können. Trotzdem fließen jeden Tag außerhalb der Meetings so viele Informationen in einem Unternehmen, die an den Remote Workers einfach vorbeiziehen.
Keine Zeit zum abschalten
Remote Workers sind immer online und arbeiten teilweise länger als im klassischen Arbeitsmodell. Sie verspüren oftmals das Gefühl, den Arbeitgeber zu enttäuschen, wenn sie nicht so schnell wie möglich ein Ergebnis abliefern. Sollte es bei Remote Working nicht eigentlich gegenteilig sein? Die traurige Wahrheit ist, dass die Betonung bei der Fernarbeit aber tatsächlich auf dem Wort „Work“ liegt. Darum ist es wichtig, direkt zu Beginn des Arbeitsverhältnisses einen Zeitplan festzulegen, in dem alle Zeitfenster und Deadlines mit Pufferzeiten zusammengefasst werden.
Gefühl von Einsamkeit
Keine Lästereien über die Neuen, kein Mittagessen mit dem Team, kein gemütliches Feierabendbierchen bei größeren Entfernungen. Das Gefühl der Isolation ist wohl der größte Nachteil beim Remote Working. Wer es einmal kennengelernt hat, wird das zusammenschweißende Gefühl im Team vermissen. Kurz gesagt: Bei der Fernarbeit gibt es nur den Laptop und Sie. Nutzen Sie daher Ihre Freizeit, um Ihre sozialen Netzwerke zu stärken. Noch besser wäre es, wenn Sie gelegentlich Zugang zu einem Gemeinschaftsbüro hätten, um sich unter andere Leute zu mischen.
Bürokratische Hürden
So vielversprechend die Zahlen aus den USA auch sind, so ernüchternd ist der Fortschritt in Deutschland. Den Durchbruch sucht man hierzulande noch vergeblich. Das Phänomen „Remote Working“ ist in erster Linie nur in bestimmten Branchen und Jobs denkbar und erst dank der Digitalisierung überhaupt möglich. Deutschland bietet gerade in den Großstädten eine sehr gute Infrastruktur und dennoch bleibt der Erfolg aus. Dies liegt aber vor allem an den bürokratischen und rechtlichen Unsicherheiten, die für den Arbeitgeber ein Risiko darstellen können.
Doch insbesondere im bürokratischen Deutschland müssen viele rechtliche Fragen geklärt werden. Wenn das Aufladen eines Telefons am Arbeitsplatz als Diebstahl eingestuft werden kann, muss dann der Arbeitgeber beim Remote Working auch die Strom-, Telefon- und Internetkosten erstatten? Muss dafür auch ein separates Büro zu Hause eingerichtet und angemeldet werden? Was wird offiziell als Arbeitsplatz im Vertrag festgehalten, wenn sich der Mitarbeiter weder an einen einzigen Coworking Space noch an seinen eigenen Schreibtisch binden möchte? Und wer haftet für Unfallschäden am Arbeitsplatz, wenn dieser nicht konkret definiert werden kann? Wir gehen davon aus, dass die Klärung der rechtlichen Grundlagen mehr Unternehmen dazu animieren würde, Jobs mit Remote Working zu kombinieren.
Fazit
Eignet sich Remote Working für alle Jobs? Berufe, die überwiegend am Laptop, PC oder Tablet erledigt werden können, eignen sich hervorragend für das neue Arbeitsmodell. Dank Breitbandverbindung, Cloud-Technologien und sicherer Datenübertragung ist das kein Problem. Sie designen, schreiben, programmieren oder telefonieren in Ihrem Job, sind im Online Marketing oder in der IT tätig? Herzlichen Glückwunsch, dann eignet sich Ihr Job perfekt fürs Remote Working. Wenn Sie zum Beispiel den Blog für Ihr Unternehmen pflegen, können Sie dies ganz bequem von überall aus erledigen, denn um Texte und Inhalte für einen Blog zu erstellen benötigt man lediglich einen Laptop und Internet. Anders hingegen Jobs, die eine Präsenz am Arbeitsplatz verlangen. Handwerker, Einzelhandelsverkäufer, Erzieher oder Krankenschwestern können ihre Jobs selbstverständlich nicht von Zuhause aus erledigen und eignen sich nicht für das neue Arbeitsmodell. Wenn Sie eine Person sind, die viel Wert auf ein gutes Miteinander im Team und eine starke Community legt, dann würden wir Ihnen von diesem Modell abraten.
Sie sind der Meinung, dass ein Wissenstransfer nur vor Ort funktionieren kann und die Umsetzungsgeschwindigkeit, durch zum Beispiel verschiedene Zeitzonen leidet und die Jobs negativ beeinflusst. Wenn sich die Grundeinstellung nicht ändert, wird der Durchbruch der Fernarbeit in Deutschland auf noch weiterhin auf sich warten lassen. Gehören Sie zu den Vorreitern und bringen Sie das Remote Working in Ihr Unternehmen? Verbreiten Sie diese Neuigkeit mit Ihrem Marketing und Sie werden die Topleute der Zukunft in Ihrem Team willkommen heißen können.
Titelbild: Alex Brylov/shutterstock.com