Der durchschnittliche Arbeitsweg der deutschen Pendler wird immer länger. Die mittlere Pendeldistanz sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter betrug im Jahr 2000 noch 8,7 Kilometer – 14 Jahre später sind es schon 10,5 Kilometer. Das zeigt, dass Arbeitnehmer immer weitere Distanzen in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu gelangen.
In Deutschland pendeln etwa 59,4 Prozent der Arbeitnehmer zu Ihrem Arbeitsplatz. Davon fahren 2/3 mit dem Auto und nur 14 Prozent verlassen sich auf öffentliche Verkehrsmittel. Die allgemeine Meinung über die Länge der Fahrtzeit besagt, dass 60 Minuten in Ordnung sind. Hierbei spielt die Wohnungssituation eine große Rolle – denn je zufriedener der Pendler mit seiner Wohnung ist, desto höher ist die Bereitschaft zu pendeln. Zudem pendeln mehr Männer als Frauen. Dabei birgt das Pendeln einige gesundheitliche Risiken.
Gesundheitlicher Aspekt des Pendelns
Pendler stehen unter permanentem Zeitdruck. Dies liegt an Stau, Zugausfällen, Verspätungen und vollen Abteilen, aber auch daran, dass die Zeit, die man auf dem Arbeitsweg verbringt, von der Freizeit abgezogen wird. Dadurch ist der Dauerstress vorprogrammiert, der wiederum zur Ausschüttung von Stresshormonen führt und damit den Körper auf Dauer schädigt. Zudem schlafen viele durch den Stress und die langen Fahrtzeiten zu wenig und meist schlecht. Teilweise treten körperliche Beschwerden auf, die oft Anzeichen eines akuten Erschöpfungssyndroms sind und im schlimmsten Fall zum Burnout führen können.
Sehr oft bleibt keine Zeit für regelmäßige Arztbesuche, worunter die Gesundheit zusätzlich leidet. Häufig haben Pendler auch schlechte Zähne, da diese nicht zum Zahnarzt gehen (können). Sie leiden zudem oft unter Bluthochdruck, welcher durch Stress, Aufregung beim Autofahren und Fettleibigkeit entstehen kann. Arbeitnehmer mit langem Arbeitsweg leiden unter Erschöpfung und Stress, wodurch es teilweise zu einem vegetativen Verhalten kommen kann. Aber auch ohne einen vegetativen Zustand bleibt kaum Zeit für Sport, obwohl sie ständig unterwegs sind. Gerade Autopendler betrifft das hohe Risiko für Übergewicht. Zusätzlich tritt oft ein gestörtes Essverhalten auf, da keine Zeit zum Essen bleibt, weil man sich auf dem Hin- oder Rückweg zur Arbeit befindet oder es durch den Stress ganz einfach vergessen wird.
Zu den psychischen Problemen ist in den letzten Jahren neben Stress, ein weiteres hinzugekommen: die Angst vor Aggressionen, wie zum Beispiel vor Terroranschlägen. Natürlich sind die auftretenden gesundheitlichen Probleme bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Grundsätzlich steigt das Risiko am Pendeln zu erkranken bei einer Pendelzeit, die 90 Minuten überschreitet.
Auto oder öffentliche Verkehrsmittel bei einem langen Arbeitsweg?
Auch hier ist es wieder eine subjektive Entscheidung, welche Fahrtweise als angenehmer empfunden wird. Außerdem spielt der Wohnort sowie der Arbeitsort eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. Wenn der Wohnort über eine gute Anbindung verfügt, dann sind öffentliche Verkehrsmittel meist die bessere Alternative. Sollten allerdings häufige Zugausfälle oder häufiges Umsteigen dazukommen, ist das Autopendeln schneller.
Wenn man sich für die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln entscheidet, dann kann man sich meist besser entspannen und die Zeit effektiver nutzen. Beispielsweise kann man ein Buch lesen oder nochmal durch die anstehende Präsentation gehen. Zudem sind Zugfahrer statistisch gesehen fitter und schlanker als Autofahrer, da sie sich mehr bewegen müssen, wenn sie beispielsweise umsteigen oder zum Zug laufen.
Gründe für und gegen das Pendeln
Viele Pendler nehmen einen langen Arbeitsweg in Kauf, damit Sie sich eine gute Wohnung leisten können. Doch lohnt sich der lange Arbeitsweg finanziell überhaupt? Auch wenn der Quadratmeter-Preis außerhalb der Großstädte geringer ist, heißt das noch lange nicht, dass man durch das Pendeln mit einem finanziellen Plus hinausgeht. Die hohen Kosten für Tickets der öffentlichen Verkehrsmittel sowie der Benzinpreis müssen mit eingerechnet werden, wenn man die Gesamtausgaben berechnen möchte. Zudem muss abgeschätzt werden, ob der zusätzliche Zeitaufwand die Ersparnis wert ist. Zum Zeitaufwand kommen Stau, Unpünktlichkeit und Zugausfälle noch hinzu. Es lässt sich nicht pauschal sagen, wann es sich für einen Arbeitnehmer lohnt auf das Pendeln umzusteigen, da viele subjektive Faktoren mit hineinfließen.
Wie gestaltet man sich einen angenehmen Arbeitsweg?
Der wichtigste Aspekt ist, die Fahrtzeit nicht als verschwendet, verloren oder anstrengend anzusehen. Wie man dies erreicht, ist letztendlich nicht ausschlaggebend und abhängig von der Person selbst – egal ob Musik hören, lesen, stricken, auf dem Handy spielen, Podcasts hören oder auf Meetings und Präsentationen vorbereiten. Die Möglichkeiten sind hierzu zahlreich. So kann der Arbeitsweg auch als Inspirationsquelle für den eigenen Blog dienen.
Sollte man sich mit dem Auto fahren, ist es wichtig, dass der berufliche Stress keinen Einzug in das Auto hält, denn das steigert das Unfallrisiko enorm. Zudem sind – je nach Fahrtzeit – regelmäßige Pausen und gesundes Essen wichtig, damit die Konzentration erhalten bleibt.
Tipps für Autofahrer
Da Stauforscher festgestellt haben, dass Autopendler rund 58 Stunden pro Jahr im Stau verbringen, ist es extrem wichtig, beim Fahren entspannt zu bleiben. Hier sollte man beachten, dass hektisches Spurwechseln nicht zum Ziel führt. Dadurch versetzt man nur sich selbst sowie die anderen Fahrer in eine Stresssituation und erhöht das Unfallrisiko enorm.
Außerdem wurde herausgefunden, dass es schlecht für das Gehirn ist, wenn man jeden Tag den gleichen Weg fährt. Kleinere regelmäßige Wegänderungen des Arbeitswegs können helfen die Aufmerksamkeit und das Reaktionstempo aufrechtzuerhalten. Zudem sollte man versuchen die Wut am Steuer zu kontrollieren. Folgende Tipps können sich dabei als hilfreich erweisen:
- durchatmen statt direkt in die Luft zu gehen
- die Situation analysieren und darüber nachdenken
- kurz abreagieren (durch einen kurzen Schrei) und danach lachen
- Musik hören, die einem gefällt
- Selbstgespräche beispielsweise über Tagesplanung führen anstehende Präsentation durchgehen, um Konzentration zu stärken
Tipps
Es gestaltet sich für Ihre Arbeitnehmer als schwierig, eine passende Lösung zu finden, da es kaum kurzfristige Lösungen gibt. Entweder muss ein Jobwechsel oder ein Umzug in Betracht gezogen werden. Eine Möglichkeit, um die Fahrtzeit so angenehm wie möglich zu gestalten, ist – wie bereits erwähnt – die Zeit sinnvoll zu nutzen und ihr somit eine positive Bedeutung zu geben. Hier beispielsweise durch die mentale Vorbereitung auf Meetings oder durch das effiziente Nutzen der Fahrtzeit, indem man Telefonate im Auto führt (natürlich nur mit Freisprecheinrichtung) oder auch durch Brainstorming.
Ein weiterer Punkt, der Ihren Mitarbeitern helfen kann, ist das Angebot für flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten für Gleitzeit oder Home Office. Für letzteres eigenen sich die virtuelle Büros bestens. So können Sie Ihren Angestellten einen langen Arbeitsweg ersparen und deren Gesundheit schonen. Zusätzlich profitieren Sie durch die ausgeruhteren Mitarbeiter von einer höheren Produktivität. Außerdem sind zufriedene Arbeitnehmer dazu bereit, mehr für Ihr Unternehmen zu leisten.
Ist das Pendeln wirklich so schädlich?
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass das Pendeln schlecht für die Gesundheit ist. Allerdings kann dies auch dadurch verringert werden, indem man sich auf die positiven Aspekte fokussiert, wie beispielsweise die zur Verfügung stehende Zeit während der Fahrt. Grundsätzlich sollten Sie dennoch versuchen, Ihren Angestellten so weit wie möglich entgegenzukommen, damit diese eine ausreichende Work-Life-Balance haben. Denn durch lange Arbeitswege erschöpfte und unzufriedene Mitarbeiter sind Ihrem Unternehmen nicht erträglich. Allerdings muss dies auch von Personentyp zu Personentyp differenziert betrachtet werden.
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